Monday 6 August 2007

Gott und Mensch

GOTT: DER SCHÖPFER DES CHAOS
MENSCH: DER AUSWÄHLENDE UND ORDNEND VERBINDENDE


Jener, der erschafft,
schafft im Übermass.
Aus Freude am brodelnden Schöpfungsakt
zeugt er zeitlos Neues.
Mitnichten sieht er das Fremdsein der Geschöpfe zueinander.
Am Ort seiner Schöpfungskraft
zeigt sich das Chaos.
Seit dem Tag, an dem der Mensch den Schritt in die weite Welt tat,
quälte ihn
das Chaos.
Zur Rettung aus diesem Chaos göttlicher Kreation
fiel seine Wahl auf Teile.
Zusammenfügend
baute er geordnete Welten.
Heimisch nun liess er sich darin nieder.
Aber das Chaos blieb, was es immer war.
Die Menschen wählen nach Wunsch
aus diesem endlosen Speicher des Chaos.
Sie fügen zusammen, ... .
Doch wie ein Meer ohne Ufer ist die Weite des Chaos,
umspült die verständig geordneten Inselwelten, die Bauten der Menschen.
Der Ordnung schaffende Verstand des Menschen
kehrt dem schöpferischen Gott noch immer den Rücken zu, Rache schwörend.
Auch die den Gott Liebenden
sehen nur einen Gott, der kein Chaos kennt,
fühlen sich wohl in den Engen selbst gewählter, überschaubarer Ordnung.
Besässe Gott ihren Verstand, nie würde er zum Schöpfer.
Der Verstand sucht die Enge der Ordnung.
Das Schöpferische aber lebt lustvoll mit dem endlosen Wachsen des Chaos.
Mich wundert, warum es heisst:“ Gott schuf sich den Menschen zum Bilde... .“
und wie der Mensch dachte, er schüfe selbst sich Gott zum Bilde.

Manuchehr Jamali, „KARIZ“, London 1994 (S. 62-63).